„Mittendurch statt drüber weg“ – so lautet der Titel dieses schnuckeligen Taschenbuchs, irgendwo zwischen diversen Büchern über supertolle Weltreisen und achsoschönes Einfachmalloslassen und den Job kündigen. Wer heute in einen Buchladen geht um sich ein unterhaltsames Reisebuch zu kaufen, der wird erschlagen von jeder Menge dicker Wälzer in denen einem Leute berichten, wie unfassbar toll und einfach es doch sei, einfach mal für ein Jahr abzuhauen und Cocktails unter südostasiatischen Palmen zu schlürfen. Mich frustriert das. Und es langweilt mich – das ist mittlerweile nix neues mehr. Interessant sind solche Reiseberichte nur dann, wenn der Reisende selbst zumindest ein wenig interessant ist (also kein von Papa finanzierter 25jähriger Instagram-Nerd mit 100.000-Follower-Lifestyle-Blog) und die Sache irgendetwas besonderes mitbringt. Da ich nun kürzlich selbst auf Reisen ging (klassische deutsche Woche auf Mallorca…) und der Trend zum Lesen gebundener Bücher geht, stand ich vor der Qual der Wahl einer Reiselektüre.

Mittendurch statt drüber weg

Ich habe mich also wählerisch gequält und bin bei Mittendurch statt drüber weg von Jochen Müller und Peer Bergholter, erschienen im Knaur-Verlag, hängen geblieben. Das Fazit vorweg: Leichte und größtenteils unterhaltsame Urlaubslektüre mit einigen Tipps und Infos. Wer ein bisschen von der weiten Reise träumen mag, der ist hier gut aufgehoben.

Inhalt: 70576 Kilometer, 21 Länder, kein Flugzeug

Worum geht es? Alles fängt an wie immer bei solchen Büchern: Zwei Freunde sind vom Leben gelangweilt und fassen in Bierlaune den Entschluss, alles zu verkaufen und auf die große Reise zu gehen. Das kennt man. Hier gibt es aber eine Besonderheit. Peer (Werbetexter) und Jochen (promovierter Biologe) beschließen, die Tour rund um die Welt (immer in Richtung Osten) durchzuziehen, ohne ein Flugzeug zu benutzen. Also nur per Zug, Bus oder Schiff. Ob und wie das funktioniert und was einem in dubiosen südostasiatischen Nachtbussen und der russischen Holzklasse alles passieren kann, davon erzähl das Buch auf seinen 335 Seiten. So viel vorweg: Schnaps und Rauchwaren sind immer mit von der Partie. Sehr sympathisch! 🙂

Die Reise beginnt in Berlin mit dem Zug nach Richtung Osten, durch Polen und dann ab nach Russland, weiter Richtung China und dann Südostasien, abschließend Ozeanien, Australien, die Karibik und per Frachtschiff zurück nach Frankreich. Was dabei in Sachen abgelaufene Visa, „abgelaufene“ Visa, Holzklassenerlebnisse in Nachtzügen, die Polizei – dein Freund und Helfer, Drogen, keine Drogen, kulinarische Köstlichkeiten aus aller Herren Länder und Freundschaft so passieren kann, das erfahrt ihr beim Lesen.

Was macht Spaß am Buch?

Zwei Freunde, ein Traum und die Reise ihres Lebens

So lautet der Untertitel des Buches. Auf diese Reise und damit auch in diesen Traum nehmen die beiden Autoren, die die einzelnen Kapitel jeweils wechselseitig schreiben, uns Leser ziemlich nah und persönlich mit. Da die Jungs alles andere als unfehlbar sind wirkt das sehr authentisch und sympathisch – man fiebert mit und hat tatsächlich ein bisschen das Gefühl, als säßen sie einem gegenüber und würden erzählen. Insbesondere die ersten Etappen durch Russland, China und die Anfänge Südostasiens sind sehr kurzweilig und spannend. Insgesamt ist das ganze Buch kurzweilig geschrieben und macht Lust auf Reisen.

Die beiden Autoren sind mit dem Ziel einer gemeinsamen Reise gestartet und hatten den Plan, immer zu zweit auf Tour zu sein. Sie beschreiben schön und ausführlich, wie es sich damit verhalten hat, warum und wie das manchmal teils für Wochen nicht funktioniert hat und wie man am besten damit umgegangen ist. Ein schöner, ehrlicher Bericht.

…und was weniger?

Jedes Buch hat seine Schwachstellen – so auch dieses. Sie beginnen irgendwo in der Nähe von Vietnam. Für meinen Geschmack ist die Berichterstattung aus Asien, wo die Autoren den gefüht längsten Teil der Reise unterwegs waren gegen Ende etwas zu lang und ausführlich – wohingegen Australien und Neuseeland am Ende zu hastig abgearbeitet werden. Wahrscheinlich bildet das sehr gut die tatsächlichen Reiseerlebnisse ab, aber so gewinnt man ein wenig den Eindruck, dass den Autoren im letzten Drittel etwas die Puste ausgegangen ist und sie daher mit dem Tempo beim Schreiben angezogen haben um schneller fertig zu werden.

Fazit: Schöne leichte Urlaubslektüre


Mein persönliches Fazit: Ich finde, dass „Mittendurch statt drüber weg“ – übrigens ein Taschenbuch – eine schöne Urlaubslektüre ist. Es liest sich leicht, die Geschichte ist amüsant und interessant, die Autoren (und damit auch die handelnden Personen) sind sympathisch und authentisch. Das Lesen hat Spaß gemacht und war die 12,99 EUR wert.

Wer jetzt Lust bekommen hat – hier könnt ihr das Buch bei Amazon ordern.

Viel Spaß damit!


 

Mittendurch statt drüber weg Book Cover Mittendurch statt drüber weg
Peer Bergholter & Jochen Müller
Reisebuch
Knaur
November 2015
Taschenbuch
335

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